Troubadour

Troubadour
Trou|ba|dour 〈[ trubadu:r] m.1 od. 6provenzal. Minnesänger des 11.-14. Jh. [<prov. trobador; zu trobar (frz. trouver „finden“) „(Verse) finden, erfinden“]

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Trou|ba|dour ['tru:badu:ɐ̯ , auch: …'du:ɐ̯], der; -s, -e u. -s [frz. troubadour < aprovenz. trobador = Dichter, zu: trobar = dichten]:
provenzalischer Dichter u. Sänger des 12. u. 13. Jh.s als Vertreter einer höfischen Liebeslyrik, in deren Mittelpunkt die Frauenverehrung stand:
Ü eine alte Langspielplatte des bretonischen -s (bildungsspr. scherzh. od. iron.; Chanson-, Schlagersängers).

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Troubadour
 
['truːbaduːr, truba'duːr; französisch, von altprovenzalisch trobador »Dichter«, zu trobar »dichten«] der, -s/-e und -s, provenzalischer Trobadọr, provenzalischer Dichter-Sänger des 12. und 13. Jahrhunderts. Die Troubadoure schufen Texte und Weisen ihrer Lieder und trugen sie meist selbst vor. Überliefert sind Texte von rd. 460 namentlich bekannten Troubadouren (unter ihnen 20 dichtende Frauen, »trobairitz«), darunter 25 Italiener und 15 Katalanen. Daneben gibt es zahlreiche anonym überlieferte Texte. Die im Unterschied zum mittelhochdeutschen Minnesang sehr reiche handschriftliche (in Chansonniers gesammelte) Überlieferung setzte nach der Mitte des 13. Jahrhunderts ein. In den Handschriften finden sich auch (meist stilisierte) Lebensläufe der Troubadoure (»vidas«) und Angaben zur Deutung der Lieder (»razos«). Die Sprache ist die (südfranzösische) Langue d'oc. Die Hauptorte der Troubadourkunst lagen im westlichen und mittleren Südfrankreich, in den Grafschaften Poitou, Toulouse, im Herzogtum Aquitanien und im Gebiet der heutigen Provence (Orange, Aix-en-Provence, Marseille). - Als ältester Troubadour gilt Wilhelm IX., Herzog von Aquitanien. Die zweite Generation der Troubadoure wird vertreten durch Jaufré Rudel, Cercamon und Marcabru. Aus der dritten Generation ragen Bernart de Ventadour und Peire d'Alvernha heraus. In der vierten Generation sind Guiraut de Bornelh, Bertran de Born, Peire Vidal, Gaucelm Faidit, Arnaut Daniel und Folquet de Marseille zu nennen. Im 13. Jahrhundert wird die Troubadourdichtung v. a. durch Peire Cardenal, den Norditaliener Sordello und Uc de Saint-Circ (✝ nach 1253) repräsentiert. Einer der letzten namhaften Troubadoure war Guiraut Riquier de Narbonne (* um 1230, ✝ um 1295). Mit den Albigenserkriegen zu Beginn des 13. Jahrhunderts ging die Kultur der Troubadoure in der Provence verloren. Formen und Inhalte ihrer Dichtung wurden von der Sizilianischen Dichterschule und im Dolce stil nuovo weitergeführt.
 
Im Zentrum der verwendeten Gattungen stand die Kanzone (Canso). Von den rd. 2 600 erhaltenen Liedern sind 40 % Kanzonen. Mit etwa 20 % ist das Sirventes vertreten. Beliebt waren ferner die Tenzone und das Partimen, daneben Descort, Estampida (Estampie), Dansa (weitgehend der Balada, einem Tanzlied ohne feste metrische Form, meist mit Refrain, entsprechend), Pastoreta (Pastorelle), Retroencha (Rotrouenge), Joc partit (Jeu parti), Cobla (epigrammatisch verkürztes Sirventes gnomisch-didaktischen, politisch-historischen oder persönlichen Inhalts), Planh (Klagelied), Alba (Tagelied), nur im 13. Jahrhundert und nur vereinzelt die Balada. Die Troubadourlyrik ist formal hochartifiziell (kodifiziert in der Regelpoetik der Leys d'amors); die Originalität des Troubadours äußert sich wesentlich in der kunstvollen Aufbereitung relativ stereotyper Inhalte. Die Troubadoure bedienten sich dazu dreier Stilformen, deren letzte beiden wohl identisch sind: des leicht verständlichen Stils (»trobar leu«), des reichen, ausgeschmückten Stils (»trobar ric«) und des hermetischen, dunklen Stils (»trobar clus«). In der zentralen Gattung, der Canso, bildete sich eine besondere Form stilisierter Frauenverehrung heraus, die Anbetung einer unerreichbaren höfischen Herrin. Ihre sublimierte Erotik (»fin amors«) war Ausdruck einer spiritualisierten Minneauffassung und ethisch-moralische Implikationen; eingespannt in die feudalhöfische Dienstideologie und angereichert mit Naturbildern, war die Troubadourlyrik stärker weltzugewandt als der mittelhochdeutsche Minnesang.
 
Als Quellen der Troubadourlyrik werden u. a. die arabische Lyrik sowie lateinische und mittellateinische Lyrik genannt (H. Brinkmann), doch reicht keines der genannten Vorbilder zur alleinigen Erklärung der Entstehung dieser eigenartigen Liedkunst aus. Neben literarischen werden auch soziale und sozialpsychologische Erklärungen erwogen (Einbettung in die feudale Gesellschaftsordnung und Kompensation mangelnden Sozialprestiges seitens der in den Ministerialenstand aufgestiegenen Autoren; E. Köhler).
 
Die Lieder der Troubadoure bilden einen wichtigen Zweig der weltlichen einstimmigen Musik des Mittelalters. Von 282 erhaltenen Melodien sind 26 anonym überliefert, während die übrigen mit den Namen von 44 Troubadouren verbunden sind. Die musikalischen Bauformen entsprechen den metrisch-reimtechnischen nicht immer, eine Kanzone kann als »durchkomponiertes« Lied erscheinen. Dass sich die Sänger auf das Spiel von Instrumenten, v. a. der Fiedel, verstanden, geht aus literarischen und bildlichen Zeugnissen hervor. Man nimmt an, dass Vor- und Nachspiele wie auch das Spielen von Haltetönen und improvisierten Gegenstimmen beim Vortrag der Lieder üblich waren.
 
 
F. Diez: Leben u. Werke der T. (21882, Nachdr. 1965);
 H. Brinkmann: Gesch. der lat. Liebesdichtung im MA. (1925, Nachdr. 1979);
 H. Zingerle: Tonalität u. Melodieführung in den Klauseln der T.- u. Trouvèreslieder (1958);
 E. Köhler: Trobadorlyrik u. höf. Roman (1962);
 H.-J. Marrou: Les troubadours (Paris 1971);
 
Leben u. Lieder der provenzal. T., hg. v. E. Lommatzsch, 2 Bde. (21972);
 H. van der Werf: The chansons of the troubadours and trouvères (Utrecht 1972);
 J. Boutière u. A.-H. Schutz: Biographies des troubadours (Paris 21973);
 D. Rieger: Gattungen u. Gattungsbez. der Trobadorlyrik (1976);
 
Mittelalterl. Lyrik Frankreichs, hg. v. D. Rieger, Bd. 1: Lieder der Trobadors (1980);
 D. Rieger: Die altprovenzal. Lyrik (1983, enthalten in: P. Klopsch: Die mittellat. Lyrik);
 
Die Trobadors. Leben u. Lieder, hg. v. H. G. Tuchel (Leipzig 31985);
 Z. Falvy: Mediterranean culture and Troubadour music (a. d. Ungar., Budapest 1986);
 
The voice of the trobairitz. Perspectives on the women troubadours, hg. v. W. D. Paden (Philadelphia, Pa., 1989);
 
Trobairitz. Der Beitr. der Frau in der altokzitan. höf. Lyrik, hg. v. A. Rieger (1991);
 U. Bunge: Übersetzte Trobadorlyrik in Dtl. Das Sirventes (1995);
 W. F. Veltman: Sänger u. Ketzer. Troubadourkult u. Katharertum in der provenzal. Welt des MA. (a. d. Niederländ., Neuausg. 1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Troubadours und Trouvères
 

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Trou|ba|dour ['tru:badu:ɐ̯, auch: - -'-], der; -s, -e u. -s [frz. troubadour < aprovenz. trobador = Dichter, zu: trobar = dichten, eigtl. = finden, über das Vlat. zu lat. tropus, ↑Tropus]: provenzalischer Dichter u. Sänger des 12. u. 13. Jh.s als Vertreter einer höfischen Liebeslyrik, in deren Mittelpunkt die Frauenverehrung stand: Ü die jüngste Langspielplatte des bretonischen -s (bildungsspr. scherzh. od. iron.; Chanson-, Schlagersängers); Udo Jürgens, der ewig junge T. der Liebe (Hörzu 7, 1983, 65).

Universal-Lexikon. 2012.

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